Das war das #relicamp 2019

Im #relichat, dem wöchentlichen Twitterchat zur Religionspädagogik (https://relichat.org) entstand der Wunsch, die rein virtuelle Vernetzung über das Soziale Medium durch ein Vernetzungs- und Austauschtreffen in Form eines Barcamps zu ergänzen. Bei diesem Format handelt es sich um eine Konferenz, zu der keine Referent*innen eingeladen sind, sondern alle „Teilnehmer*innen“ zugleich „Teilgeber*innen“ sind und am Beginn der Veranstaltung gemeinsam das Programm planen. Die angebotenen Beiträge werden in 45-Minuten-Sessions abgehalten.

Twitterchat und Barcamp sind daher Formate, die eine Rollendurchmischung von Lehrenden und Lernenden explizit vorsehen (Schulz-Zander & Tulodziecki, 2011, S. 43). Bei beiden handelt es sich um Lernen in (virtuellen) Gemeinschaften nach der Methode und Theorie der „Communities of Practice“. Die Mitglieder solcher Gruppen arbeiten meist nicht ständig zusammen, verbringen aber regelmäßig Zeit miteinander, um sich zu unterstützen, Informationen und Wissen auszutauschen und gemeinsam Probleme zu lösen mit dem Ziel der persönlichen Weiterentwicklung ihrer Mitglieder durch Lernen voneinander (Wenger, McDermott, & Snyder, 2002, S. 4–5).

Durch die Kollaboration, die intensiven Interaktionen und Dialoge der Teilnehmer*innen entstehen Verbundenheit und soziale Beziehungen der Mitglieder und entwickelt sich eine Kultur des gemeinsamen Lernens. Dabei profitieren die Lernprozesse in der Gruppe vom Wissen und der Erfahrung ihrer einzelnen Mitglieder (Bernhard & Bettoni, 2007, S. 116–117).

Der #relichat nutzt Twitter als Kommunikationsmedium. Auch die Planung des #relicamp erfolgte weitgehend über dieses Medium. Die Sozialen Technologien verändern die Art und Weise, wie Gruppen sich bilden und Menschen miteinander in Aktion treten. Die Kommunikation über Soziale Medien ermöglicht nicht nur, sondern bedingt gewissermaßen eine Verflachung von Hierarchien (Michelis, 2015, S. 134–135). Bei den Beteiligten setzt das die Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung aber auch zu Achtsamkeit und Konsensbereitschaft in Entscheidungsprozessen voraus.

Vom 10. – 12. Mai 2019 fand an der Marienschule in Saarbrücken das erste trinationale Barcamp zur Religionspädagogik statt. Analog zum Veranstaltungsformat wurden auch die Planung, Organisation und Leitung des #relicamp ehrenamtlich im Team durchgeführt, auch wenn das #relicamp eine offizielle Fortbildungsveranstaltung des ILF Saarbrücken war.

Am #relicamp 2019 beteiligten sich etwa 40 Interessierte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Der Freitagabend war dem Kennenlernen gewidmet. Am Samstag fanden die Sessions und ein #relichat-Special statt, und am Sonntag wurde gemeinsam Gottesdienst gefeiert. Rückblick und Aufzeichnung einzelner Sessions finden Sie auf https://relicamp.de.

2020 findet das #relicamp vom 22.-24. Mai an der KPH-Edith Stein in Salzburg statt.

Literatur:

Bernhard, W., & Bettoni, M. (2007). Wissensnetzwerke. In P. Bergamin & G. Pfander (Hrsg.), Medien im Bildungswesen Medienkompetenz und Organisationsentwicklung (1. Aufl., S. 99–121). Bern: hep-Verlag.

Michelis, D. (2015). Organisieren ohne Organisation (Clay Shirky). In D. Michelis & T. Schildhauer (Hrsg.), Social Media Handbuch: Theorien, Methoden, Modelle und Praxis (3., aktualisierte und erweiterte Auflage, S. 133–148). Baden-Baden: Nomos.

Schulz-Zander, R., & Tulodziecki, G. (2011). Pädagogische Grundlagen für das Online-Lernen. In P. Klimsa & L. J. Issing (Hrsg.), Online-Lernen: Handbuch für Wissenschaft und Praxis (2., verb. und erg. Aufl., S. 35–45). München: Oldenbourg.

Wenger, E., McDermott, R. A., & Snyder, W. (2002). Cultivating communities of practice: a guide to managing knowledge. Boston, Mass: Harvard Business School Press.

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